Copyright © since 2000
all rights reserved.

Aufzucht

Aufzucht

Für die Aufzucht kleiner Morelia viridis oder Corallus ssp. (ssp. = Subspecies) benutzte ich kleine Faunaboxen der Größe 1 bis 2.

Als Sitzstange für kleine Morelia viridis und Corallus batesii nehme ich Leerrohre der Elektrobranche, die ich mit einer groben Feile aufrauhe. Bei Corallus hortulanus verwende ich verzweigte Naturäste, da diese es bevorzugen in Astgabeln zu ruhen. Bei Morelia viridis verwende ich keinen Bodengrund sondern befülle die Box mit ca. einen Zentimeter Wasser. Wenn die Tiere ins Wasser gekotet haben werden die Behälter mit Essigessens gereinigt.

HaraldQ NZ 09

Corallus batesii NZ09

Foto HaraldQ

HaraldQ NZ 07

Morelia viridis NZ07

Foto HaraldQ

Es mag einem im ersten Augenblick als Tierquälerei vorkommen die Neonaten (Babyschlangen) so eng und steril zu halten, aber aufgrund dessen, das die Kleinen einen sehr hohen Luftfeuchtigkeitsbedarf haben und wegen der Überschaubarkeit dieser Behälter, hat sich diese Haltung in den ersten sechs Monaten bewährt.

Die Faunaboxen stelle ich auf einem Glastisch  in das Aufzuchtbecken.

Das Aufzuchtbecken ist ein normales Glasterrarium, verkleidet mit Styropor, beheizt mit zwei 50 Watt Heizkabeln, die auf dem Boden verteilt liegen. Die Temperatur wird über ein Thermostat auf tagsüber 31°C und nachts auf 26°C gesteuert.

Morelia viridis, im Aufzuchtbecken.

Aufzuchtbecken

Die Fütterung:

Foto HaraldQ

Neonaten werden grundsätzlich erst nach der ersten Häutung gefüttert.

Kleine Corallus hortulanus mussten bei mir noch nie zwangsgefüttert werden. Sie bekommen über Nacht eine relativ große, schon behaarte junge Maus (Springer) in ihr Becken gesetzt (das Wasser wird natürlich vorher entfernt). Wegen der schon vorhandenen Aktivität solch einer Maus wird das Jagdverhalten der Schlange angeregt und die Beute wird über Nacht verschlungen.

Bei Neonaten von Morelia viridis führte diese Methode bei mir jedoch noch nie zum Erfolg. Sie müssen mit der Pinzette angeschupst und stimuliert werden. Ebenfalls ist darauf zu achten, dass die Mäuse sehr klein sind, höchstens ein bis drei Tage alt. Circa ein drittel der kleinen Chondros geht freiwillig ans Futter, bei den anderen ist sehr viel Geduld gefordert. Frühestens alle drei Tage versucht man erneut, ob die Kleinen ans Futter gehen. Besonders geeignet ist der Zeitpunkt wenn die Kleinen auf ihrem Ästchen in Lauerposition liegen und mit dem Schwänzchen „wedeln“.

 

Fütterung mit „Indianer“:

Werden Babymäusen nicht genommen versuche ich „Indianer“ zu verfüttern. Indianer sind kurz zuvor getötete Babymäuse mit Kükenfedern auf dem Kopf, die ich zuvor in warmes Wasser getunkt habe, um den Mäusegeruch abzuwaschen und damit die Federn besser haften. Zusätzlich reibe ich die Maus an das Küken um dessen Geruch auf das Mäuschen zu übertragen.

Nun hält man diesen „Indianer“ mit der Pinzette so, dass die kleine Schlange beim Züngeln die Kükenfedern mit der Zungenspitze berührt. Schnappt sie nun nach kurzer Zeit nicht von selber zu, drückt man vorsichtig den Kopf der Babymaus gegen das Schlangenmaul. Mit etwas Glück und Geduld öffnet diese nun ihr Maul und beißt zu. Manchmal ist es notwendig mit der Pinzette noch etwas an der Maus zu ziehen, damit die kleine Schlange die Maus umwickelt und zu würgen beginnt. Oft reicht es beim nächsten mal schon die Maus nur an das Küken zu reiben.

Zum Vergrößern anklicken

“Indianer”

Foto HaraldQ

Reflexfütterung:

Eine ebenfalls erfolgreiche Methode ist es, die kleine Schlange so lange mit der Babymaus durch anschupsen zu ärgern bis diese sich mittels Bisse zur Wehr setzt. Wird nun nach der kleinen Maus geschnappt kommt es oft anschließend zum erwürgen und verschlingen der Beute. Hilfreich ist es, wenn beim zubeißen der Kopf der Maus bereits im Schlangenmaul ist.

Ein Versuch sollte nicht zu lange dauern, sondern lieber durch kurze Pausen unterbrochen werden. Oft wird nach einer solchen Pause die Maus sofort angenommen

 

Zwangsfütterung:

Die Zwangsfütterung sollte immer die letzte Maßnahme sein.

Schlagen jedoch alle Versuche der Fütterung über mehrere Wochen fehl, hat man leider keine andere Wahl.

Oft reicht es schon die Schlange nur „anzustopfen“, dass heißt man steckt die frisch abgetötete  Maus so weit ins Schlangenmaul das nur noch das Schwänzchen raus schaut. Nun setzt man die Schlange vorsichtig in das Terrarium zurück, meistens schlucken sie die Beute nun runter.

Funktioniert das allerdings nicht muss man die Maus sehr vorsichtig bis kurz vor den Magen massieren. Während dieser Prozedur sind die kleinen total verkrampft und reißen weit das Maul auf. Ein Zeichen das sie sich beruhigt haben und sich nicht mehr dagegen wehren ist wenn sie zu züngeln beginnen, nun sollte man sofort aufhören und die Schlange auf ihren Ruheplatz setzten. Bei mir hat noch nie eine Kleine danach die Maus wieder hochgewürgt.    

Tipps zur Technik des Stopfens möchte ich hier nicht geben, jeder von euch sollte mindestens ein gutes Fachbuch im Schrank stehen haben, wo dieses ausführlich beschrieben wird. 

 

Fütterungsabstände und Darmvorfall:

Gefüttert werden Babyschlangen in der Regel wöchentlich. Morelia viridis neigt im ersten Jahr allerdings zum Darmvorfall, dieses Problem wird von den meisten Züchtern gerne verschwiegen. Darmvorfall wird, meiner Meinung nach, durch zu häufiges füttern und das hierdurch resultierende häufige Abkoten hervorgerufen. Will man dieses Problem vermeiden füttert man kleine Morelia viridis besser nur alle 10 Tage mit in Relation zur  Körpergröße kleinen Futtertieren.

Hat eine Jungschlange einen Darmvorfall sollte der Darm schnellstens mittels einer recht dicken Knopfsonde, die auch zur Geschlechtsbestimmung von Schlangen benutzt wird, wieder vorsichtig in die Kloake befördert werden. Man hält den Daumen noch etwas auf die Kloake und macht vorsichtige Massagebewegungen bevor man die Schlange wieder in das Terrarium zurück setzt. Nun sollte die Schlange beobachtet werden, oft wird der Darm innerhalb der ersten halben Stunde wieder rausgedrückt. Nun muss der Vorgang noch einmal wiederholt werden. Drückt die kleine Schlange immer wieder den Darm raus, kann es erforderlich sein die Kloake mittels Leukoplast für ein bis zwei Tage zuzukleben.

Nach einem Darmvorfall empfehle ich eine Fütterungspause von 4 Wochen.

Einen Darmvorfall sieht sehr unschön und gefährlich aus, aber in der Regel bekommt man dieses Problem wieder in den Griff ohne das die Schlange einen dauerhaften schaden davon trägt. Wichtig ist es ruhig und besonnen zu handeln! 

Übergangene Häutung:

Gerade bei kleinen gelben Neonaten von Morelia viridis ist es schwierig eine bevorstehende Häutung vorherzusehen.

Mit der Zeit bekommt man etwas Erfahrung, denn die Häutung kündigt sich dadurch an, dass die Kleinen ein faltiges Aussehen bekommen. Kleine Morelia viridis häuten sich je nach Futterintervalle alle vier bis sechs Wochen.

Durch eine Fütterung zu dieser Zeit kommt es aber vor, dass die Kleinen die Häutung durch ihren Verdauungsschlaf übergehen. Stellt man dieses nun fest, sei es durch das faltige Aussehen der Kleinen, oder einfach daran das die Zeit der vorherigen Häutung schon zu lange her ist, hält man die Kleinen ausnahmsweise sehr feucht, ja schon fast ständig nass.

Steht nun die nächste Häutung bevor, sollte man sicherheitshalber früh genug aufhören zu füttern. Keine Angst auch die Kleinen verhungern nicht schnell und können ohne Schaden durchaus mal drei Wochen ohne Futter auskommen. Die Luftfeuchtigkeit ist nun ständig auf nahezu 99% zu halten. In der Regel häuten sich die Kleinen nun problemlos und endledigen sich dabei von zwei Häuten.